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Mein Ego und ich (oder ICH gegen mein Ego)
Momentan mache ich wegen der schweren Erkrankung meines Mannes eine Yoga-Pause. Nicht, dass mir das jetzt jede Menge Zeit bescheren würde, sodass ich endlich wieder einmal einen Blog-Artikel schreiben kann - nein, vielmehr schreibe ich, weil ich meinen Yogis versprochen hatte, mich mit einem Blog-Artikel zu melden, um in Verbindung und zu bleiben und alle auf dem Laufenden zu halten. Nun versuche ich schon seit Tagen, mit dem Schreiben anzufangen und merke, dass es ganz schön schwer ist, in Worte zu fassen, was momentan in mir vor sich geht.
Ich bin in letzter Zeit öfter und stärker als sonst mit meinem Ego in Kontakt gekommen (oder besser gesagt "in Konflikt" gekommen?). Es gibt Tage, an denen erledige ich alles "mit Leichtigkeit" und bin optimistisch, dass bald wieder bessere Zeiten kommen. Ich kaufe ein und koche, stelle Medikamente zusammen, schmeiße Haushalt und Garten und erledige irgendwie noch täglich 7 Stunden Büroarbeit (dank eines verständnisvollen Arbeitgebers sehr flexibel aus dem Homeoffice).
Und dann gibt es Tage, an denen ich hadere mit dieser Krankheit, die meinen einst so unglaublich starken Mann jetzt dünn und kraftlos hat werden lassen. Und zusätzlich zu der Angst, die einem diese Krankheit macht, meldet sich dann auch noch prompt mein Ego und redet mir ein, ich könne doch nicht "nur noch" Krankenschwester, Köchin und Putzfrau sein. Manchmal ist das Ego dann sogar derart laut, dass ich zickig und mürrisch werde. Und natürlich wäre es toll, wenn mein Mann mich dann ganz verständnisvoll in den Arm nehmen und mir sagen könnte, dass er Verständnis für meine Laune hat. Aber mein Mann hat selbst auch ein Ego, was ihm in die Quere kommt. Und er ist derjenige, der diese Krankheit hat und nun Tag für Tag zum Aushalten und Abwarten verdammt ist, ob die Behandlung dieser Krankheit hoffentlich Erfolg gehabt haben wird und er wieder etwas Sinn- und Lustvolles tun kann.
Irgendwann gehen auch solche Tage zu Ende und unsere beiden Egos werden langsam müde und ziehen sich zurück. Und dann ist es soweit: Mein Mann nimmt mich in den Arm und sagt mir, dass ich das alles ganz toll mache. Und ich küsse ihn und kuschle mich an ihn und bin einfach nur glücklich, dass er bei mir ist. Davon beeindruckt lässt mich mein Ego dann meist ein paar Tage lang in Ruhe.
Ich finde es sehr interessant, zu beobachten, wie viele unterschiedliche Stimmen (also Anteile) es in mir gibt, die sich zu Wort melden. Da gibt es z.B. die kontrollsüchtige Ulrike, die immer um Sicherheit bemüht ist, "Super-Ulrike", die mit Superkräften alles schafft und dabei auch noch toll aussieht, und die kleine Ulrike, die beschützt und getröstet werden möchte. Möglichst oft versuche ich, eine "Team-Sitzung" abzuhalten, damit alle mal zu Wort kommen dürfen. Denn wenn alle Anteile gehört werden und Aufmerksamkeit bekommen, können sie sich auch wieder beruhigen. Und egal, wie heftig mein Ego sich manchmal auf den Boden wirft und egal, wie laut es dann schreit, am Ende bleibe ICH der Boss und bestimme, wie ich mich verhalte und welchen Gedanken ich folgen will und welchen nicht.
Everybody`s Darling
Als Everybody's Darling werden Menschen bezeichnet, die sehr auf Harmonie bedacht sind und von allen gemocht werden wollen. Wie wichtig ist es Dir, was andere von Dir denken? Wie wichtig ist Dir Harmonie?
Kein Neugeborenes kann allein überleben, kein Mensch ganz allein für sich existieren. Wir sind auf die Gemeinschaft mit anderen angelegt. In der Steinzeit bedeutete es noch den sicheren Tod, von der Gemeinschaft ausgestoßen zu werden. Auch wenn inzwischen ein paar Jahre vergangen sind, ist unsere Angst, uns unbeliebt zu machen, immer noch ziemlich groß. Wir sind auch heute noch auf funktionierende Netzwerke angewiesen, beruflich wie privat. Deswegen kann es manchmal durchaus sinnvoll sein, sich anzupassen und unsere eigenen Bedürfnisse mal hinten an zu stellen. Aber mit welchen Menschen wir welche Gemeinschaften bilden wollen, entscheiden wir ganz allein.
Ich muss nicht von allen gemocht werden!
Abgesehen davon, das Menschen, die von allen gemocht werden wollen, immer Gefahr laufen, ausgenutzt zu werden ("Everybody's Darling is everybody's Depp"), kostet der undankbare Versuch, es allen recht zu machen, auch unglaublich viel Energie. Zunächst mal sollten wir unsere ureigenen Bedürfnisse richtig wahrnehmen und zu erfüllen versuchen, das ist schon aufwändig genug. Und wenn wir neben der Selbstliebe auch noch von anderen gemocht werden wollen, sollten wir uns auf diese wenigen konzentrieren, die uns wirklich wichtig sind. Was der Rest der Menschheit über uns denkt, kann uns eigentlich ziemlich egal sein. Wobei jene anderen ebenfalls genug mit ihrem eigenen Leben zu tun haben und deshalb viel weniger über uns nachdenken, als wir uns oft einbilden. So mancher schiefe Blick hat in Wirklichkeit gar nichts mit uns zu tun.
Es gibt so viele schöne Dinge, die es wert wären, unsere Aufmerksamkeit zu bekommen. Warum sollten wir also unsere Aufmerksamkeit, und damit unsere Energie, Menschen schenken, die wir gar nicht besonders mögen? Wir können lernen, es diesen Menschen nicht mehr recht machen zu wollen. Und wir müssen deshalb auch nicht damit anfangen, ihnen zu zeigen, dass wir sie nicht mögen, denn auch das kostet unsere wertvolle Energie.
Yoga ist ein hervorragendes Übungsfeld für Dein Leben: Du bist mit anderen Menschen zusammen, bleibst aber dennoch bei Dir selbst. Und während Du alle Hände voll zu tun hast, Deine Übungen richtig auszuführen, hast Du meist gar keine Kapazitäten für Gedanken an das Outfit oder die Fähigkeiten der anderen TeilnehmerInnen. Und so geht es den anderen auch...
Es ist ein wundervolles Gefühl, dass ich keine besondere Performance abliefern muss und einfach sein darf, wie ich bin. Und trotzdem bin ich "Somebody's Darling".
Das Vergnügen der Fehler
Kennt Ihr das? Mein Drang, Dinge perfekt zu machen, hält mich oft davon ab, sie zu genießen. Und die Selbsterkenntnis, dass ich alles in einem Ausmaß kontrollieren möchte, das mir nicht guttut, stellt sich leider auch nur gelegentlich ein. Es kann ja auch gar nicht sein, dass ich ein perfektionistischer Kontrollfreak bin, schließlich bin ich eine total gelassene Yogalehrerin...
Wenn ich am Ende der Woche mal wieder todmüde bin und trotzdem meine nächste Yogastunde geflissentlich vorbereite; wenn ich nach anstrengenden Tagen immer noch Hausarbeit finde, die dringender ist, als mich endlich hinzulegen; wenn es "Auszeit nehmen" trotz bester Vorsätze noch immer nicht auf meine To-Do-Liste geschafft hat, dann verdreht mein Mann regelmäßig die Augen und versucht sich entsprechende Hinweise zu verkneifen, weil meine Gegenargumente bekannt und natürlich unschlagbar sind.
Erstaunlicherweise machen wir ja immer wieder die Erfahrung, dass die Ergebnisse, die trotz unserer Unzulänglichkeit zustande kommen, auch nicht zum Weltuntergang führen. Am Ende funktioniert alles trotzdem irgendwie. Jetzt müssten wir nur noch lernen, unsere Grenze nicht erst bei totaler körperlicher Erschöpfung zu ziehen, sondern schon bei seelischer Unausgeglichenheit. Das Leben meint es besser mit uns als wir glauben. Wenn wir dem Leben vertrauen, sind wir geborgen und beschützt. Am Ende ist gar nicht mehr nötig, als häufiger Gefühle zuzulassen und wahrzunehmen und weniger oft etwas unbedingt erreichen zu wollen (oder zu müssen glauben).
Um wahrzunehmen, dass wir gerade mal wieder dabei sind, uns zu überfordern, müssen wir unsere Aufmerksamkeit nach innen lenken und unser Körperempfinden beobachten, wenn wir vor Entscheidungen stehen. Was fühlt sich in diesem Moment richtig für uns an? Wir sollten gütig und liebevoll mit uns sein, auch wenn das vielleicht manchmal bedeutet, einfach einmal "Nein" zu sagen.
Das "Pareto-Prinzip" besagt, dass 80% unserer Kraft nötig sind, um die letzten 20% bis zur vermeintlichen Perfektion zu erreichen. Umgekehrt heißt das, dass 20% unserer Kraft reichen, um 80% der angestrebten Perfektion zu erreichen. Wenn ich jetzt noch bedenke, dass ich hinterher oft nicht mal selbst den Unterschied zwischen 80 und 100% sicher sagen kann, und ich ohnehin kritischer mit mir bin als jede(r) Andere, zeigt das einen guten Weg auf.
Und wenn es tatsächlich mal nicht gelingt, mich mit 20% meiner Kraft einem akzeptablen Ergebnis zu nähern; wenn auch der 20ste Pfeil die Zielscheibe komplett verfehlt, dann werden die restlichen 80% Energie wahrscheinlich auch nicht reichen, heute noch eine gute Bogenschützin zu werden. Aber anstatt mich über diese Tragik zu ärgern, trete ich ein paar Schritte zurück, sehe das Komische in der Situation und lache herzlich über mich selbst.
Morgen ist auch noch ein Tag, um neue Fehler zu machen. Ich freu mich drauf...
Wer bin ich? Oder "Welches Schweinderl hätten's gern?"
Bereits in der Pubertät sind wir auf der Suche nach unserer Identität und versuchen, den Spagat zwischen unserem wahren Selbst und dem, wie die anderen uns haben möchten, hinzubekommen. Aber dann kommt erst mal das Leben mit Schule, Liebe, Beruf, Familie und allem, was zunächst Aufmerksamkeit fordert. Bis es dann irgendwann die Möglichkeit in unserem Leben gibt, dass wieder mehr Ruhe einkehrt und wir Raum bekommen, um über diese Frage nachzudenken. (Es sei denn, Du rennst und rennst immer weiter und beschäftigst Dich mit so vielen Dingen, dass gar keine Zeit zum Nachdenken und Spüren bleibt. Der Blogartikel zum Thema "Weniger rennen" folgt noch.)
Irgendwann im Laufe unseres Lebens wird diese Frage plötzlich (wieder) wichtig. Weil wir irgendwie ahnen, dass wir mehr sind als nur unsere Körper, unsere Gedanken und unsere Gefühle. Mehr als das, was die Welt da draußen aus uns gemacht hat und mehr als das, zu was wir uns für die Welt da draußen machen. In der legendären TV-Show "Was bin ich?" gab es für jede Feststellung, was ich nicht bin, wenigstens noch 5 Mark...😉
Denn zum einen übernehmen wir ein Stück weit das Bild der anderen Menschen von uns. Alle Menschen, denen wir begegnen, machen sich ihr eigenes Bild von uns. Wir bekommen schnell einen Stempel aufgedrückt wie: zuverlässig, impulsiv, ehrgeizig, introvertiert, fleißig, sensibel, unpünktlich, optimistisch, schön. Und diese Zuschreibungen übernehmen wir und formen daraus unser eigenes Bild von uns selbst.
Zum anderen wünschen wir uns mehr als alles andere, geliebt zu werden. Und dafür verbiegen wir uns manchmal ziemlich. Da unser Gehirn nicht dazu dient, uns glücklich zu machen, sondern lediglich das Ziel hat, uns überleben zu lassen, warnt es uns ständig vor irgendwelchen Gefahren, und wir versuchen oft, uns zu schützen, indem wir nicht anecken, sondern gefällig sind.
Das wäre ein guter Plan, wenn nicht tief in uns drin der Wunsch sitzen würde, so geliebt zu werden, wie wir sind. Ganz ohne uns zu verbiegen, zu verstellen und zu schützen. Das kann nur funktionieren, wenn wir uns auch so zeigen, wie wir wirklich sind. Und das ist ganz schön schwer.
Oft haben wir das Fremdbild der anderen oder unser zum Schutz aufgesetztes Verhalten schon so verinnerlicht, dass wir gar nicht mehr wissen, wer wir selbst eigentlich sind.
Bei einem Familienessen habe ich mal die Frage in die Runde geworfen: "Wer wäre ich, wenn ich niemand sein müsste?". Das hat erstmal für ziemliches Erstaunen gesorgt, dann aber interessante Gedanken und Pläne zum Vorschein gebracht. Eine Frage, über die es sich durchaus nachzudenken lohnt!
Und um eine Idee davon zu bekommen, wer Du selbst in Deiner tiefsten Essenz, in Deinem Wesenskern bist, kann ich nur empfehlen, immer wieder Stille in Dir entstehen zu lassen. Denn die Antwort auf diese Frage können wir nicht allein durch Denken beantworten, sondern wir müssen sie selbst erfahren. Indem Du immer wieder still wirst und in Dich hineinhorchst, was Du wirklich willst, und indem Du Dich immer wieder beobachtest und fragst, aus welchem Grund Du Dinge tust, kannst Du mehr mit Deinem wahren Selbst in Kontakt kommen.
Und dann hab den Mut und geh auf Deine eigene Bühne des Lebens, nimm Deinen Platz ein und sing Deine ureigene Melodie. Dafür gibt es dann zwar keine 5 Mark, aber die Belohnung, manchmal wirklich gesehen zu werden.
Wenn ich mal groß bin, werde ich Giraffe...
Wenn Du in meinen Yogakursen bist, hast Du mich sicherlich schon mal von der GFK (Gewaltfreie Kommunikation) schwärmen hören (Wikipedia), die zur Verdeutlichung unserer Kommunikationsmuster den Wolf und Giraffe verwendet. Was so einfach klingt, ist aber leider in der Praxis recht schwer umzusetzen. Ich wünsche mir nichts sehnlicher als eine Welt voller großherziger, weitsichtiger, friedlicher Giraffen. Und doch verhalte ich mich immer wieder "wölfisch" - selbst wenn es oft "nur" mir selbst gegenüber ist - und knurre zum Schutz meiner selbst mein Umfeld an. Wolf sein kann manchmal sinnvoll sein, aber es widerspricht meinem persönlichen Selbstbild und bringt mich daher meist nicht weiter.
Wie werde ich also mehr Giraffe? Ich denke, zwei Schritte sind hierfür wichtig:
Ich muss auf jeden Fall meine Bedürfnisse und Wünsche an Andere kennen, bevor ich erwarte, dass sie einfach so erfüllt werden, ohne dass ich selbst überhaupt weiß, was ich möchte. (Also: Gefühle und Bedürfnisse wahrnehmen und dann konkret formulieren, um was ich Andere bitte, wenn sie mir helfen sollen).
Der zweite Punkt ist, zu erkennen, wenn der Wolf in mir geweckt wurde. Meist passiert das, weil Erinnerungen an ältere, als unangenehm abgespeicherte Situationen hervorgerufen werden. Dann ist es wichtig, nicht automatisch mein Schutzprogramm ablaufen zu lassen, sondern INNEZUHALTEN und zu erkennen, dass sich hier alte Gefühle einmischen, die mit der aktuellen Situation nicht unbedingt zu tun haben müssen. Möglichst kann ich mich meinem Gegenüber dann erklären und Verständnis für meinen wunden Punkt erbitten. Auf einer solchen Basis ist dann tatsächlich ein konstruktiver Austausch möglich, der sich am Ende für beide Seiten gut anfühlt.
Giraffen sind trotz ihrer Höhe gut geerdet und haben einen sicheren Stand und guten Weitblick auf das Wesentliche, ohne sich kurzsichtig in emotionalen Fallstricken zu verheddern. Mich zu erden bedeutet, meine eigene Energie herunterzufahren, mich mit dem Boden zu verbinden und meine Batterien wieder aufzuladen. Vieles in unserem Leben ist "instant" geworden, alles ist immer schneller getaktet, das allgemeine Tempo hat sich enorm erhöht. Ein Alltag voller Termine einschließlich ständigem Grübeln und sich Gedanken machen führt zu einer hohen Yang-Energie (laut TCM), und die passt besser zum Wolf als zur Giraffe. Gerade dann ist es wichtig, den Ausgleich durch Yin-Energie zu schaffen, die der Kraft der Erde gleicht und die geprägt ist von Ruhe und Langsamkeit.
Also: gerade, wenn wir viel auf dem Zettel haben sollten wir uns Pausen und erdende Aktivitäten gönnen, um wieder mehr Giraffe sein zu können. Ich jedenfalls strecke für den Anfang zwischendurch immer wieder meinen Hals gaaaaanz lang und mache mein Herz gaaaaaanz weit...
...und wenn ich Giraffe werde, bin ich groß! 😊
"Du immer mit Deinen Gefühlen!"...
...sagte mein Sohn ganz oft augenrollend zu mir, als wir noch zusammengelebt haben. Er mochte es gar nicht leiden, wenn Mama mal wieder über Gefühle sprechen wollte.
Am Anfang meiner Yogastunden stelle ich meist die Frage "Wie fühlst Du Dich?" und nerve meine Teilnehmer damit, dass ich mich mit einem "gut" nicht zufrieden gebe. Ich stelle diese im Alltag eher ungewöhnliche Frage immer wieder und lasse nur bei äußerst hartnäckigen Fällen locker.
Unsere Gefühle sind Wegweiser zu unseren Bedürfnissen, und daher ist es so wichtig, sie wahrzunehmen. Zum Wohlfühlen müssen zumindest diejenigen Bedürfnisse gestillt werden, die gerade am stärksten vorhanden sind. Dazu muss ich allerdings erst einmal meine Bedürfnisse kennen, sonst kann ich mich nicht darum kümmern.
Wir haben es weitestgehend verlernt, uns zu spüren und antworten allzu oft einfach mit "gut" auf die Frage, wie es uns geht. Im besten Fall ist "gut" immerhin die Bewertung von nicht näher wahrgenommenen Gefühlen, aber oft ist "gut" einfach eine Floskel. Dabei gibt es so unglaublich viele Gefühle, die in uns vorhanden sein können. Wer eine Auswahl an möglichen Gefühlen sucht, findet eine entsprechende Liste bei den Dokumenten in der Rubrik "Hilf-Reich".
Du kannst die Wogen des Lebens nicht aufhalten,
aber Du kannst lernen, auf Ihnen zu reiten. (Jon Kabat-Zinn)
Eine ganz wichtige Erkenntnis ist (auch für mich, und zwar immer und immer wieder), dass jeder selbst verantwortlich für sein eigenes Wohlbefinden ist. Regelmäßig passiert es mir jedoch, dass ich von einem Anderen (meinem lieben Mann zum Beispiel) erwarte, dass er mich glücklich macht, dass er weiß, was ich jetzt brauche und dass er mich mit umwerfend guter Laune ansteckt. Möglichst soll er dabei noch auf dem weißen Ross angeritten kommen und eine Ballade dabei trällern. Das ist ja wohl das Mindeste, was man von seinem Göttergatten erwarten kann! (Anmerkung des Lektors: Singen ist ok, aber das Pferd ist gestrichen!) Spaß beiseite - so funktioniert es leider nicht, denn wenn ich nicht selbst für mein Wohlbefinden sorge, wird der Andere nicht gerade darauf brennen, den Hofnarren für mich zu geben. Und ganz im Sinne des oben genannten Zitats können wir selbst bestimmen, wie wir mit den Schwierigkeiten des Lebens umgehen, welche Sichtweise darauf wir einnehmen, wie wichtig wir die Dinge jeweils nehmen und größtenteils auch, wie viel Sorgen wir uns machen.
Für erkannte Bedürfnisse kann im nächsten Schritt ein Plan gemacht werden, wie sie zu stillen sind. Und ganz oft helfen uns andere Menschen sogar gerne dabei - wenn wir sie richtig fragen. Dabei ist es wichtig, dass wir um Hilfe bitten, ohne dem Gegenüber das Gefühl zu geben, dass er schuld an unserem Mangel ist (das würde nämlich eher Abwehr als Hilfe auslösen). Hierzu habe ich in meinen Yogastunden schon öfter die "Gewaltfreie Kommunikation" (GFK) nach Marshall Rosenberg erwähnt. Ein unglaublich spannendes Thema, was davon ausgeht, dass alle Menschen die gleichen Bedürfnisse haben und somit Verständnis und Mitgefühl für einen vorhandenen Mangel spüren, wenn sie nicht angegriffen werden. Klingt einfach, ist aber in der Praxis nicht so einfach zu erlernen. (Wie gesagt, ich übe noch...)
Unsere Gefühle nehmen wir am besten in Stille wahr (z.B. in der Meditation oder während der Sammlung zu Beginn einer Yogastunde). Im lauten Alltagstrubel klappt das meist weniger. Wir können aber im Alltag immer wieder kurz innehalten, atmen, und wahrnehmen, was in uns vorgeht und welche Gefühle gerade da sind. Und dann - ganz wichtig - entscheiden, wie wir damit umgehen wollen. Denn oft genug interpretieren wir Reaktionen anderer Menschen in eine negative Richtung und geraten in unser selbst erschaffenes Drama. Schwierig, dann da wieder rauszukommen. Hierzu gibt es übrigens eine hilfreiche Technik von Katie Byron ("The Work"), die dabei hilft, Dinge so zu sehen, wie sie tatsächlich sind - ohne Interpretation. Was übrigens auch die GFK empfiehlt. Hier wird geraten, schwierige Situationen wie mit einer Videokamera zu beobachten, die nur aufnimmt, was tatsächlich geschieht - ohne Interpretation.
Und genau das ist es, was Du auch im Yoga immer wieder üben kannst: Bei Dir selbst bleiben. Die Dinge sehen, wie sie sind - ohne Interpretation. Und selbst entscheiden, wie Du mit Geschehnissen und Situationen umgehst.
Du kannst den Regen nicht stoppen, aber Du kannst Dich vielleicht weniger darüber ärgern. In Gelassenheit regnet es bald schon ein bisschen weniger...
In diesem Sinne wünsche ich Dir viele stille Gelegenheiten, um in Dein Inneres zu lauschen und Gefühle zu entdecken! Und wenn Du selbst mal mit dem Satz "Du immer mit Deinen Gefühlen!" konfrontiert wirst, antworte mit einem Lächeln... 😉)
Lasst uns froh und munter sein!
Wie soll das gehen in der Zeit der Corona-Krise, in der sogar die Mainzelmännchen neuerdings für körperliche Distanz werben und wir alle uns so sehr nach Gemeinschaft und Normalität sehnen?
Es geht - und dafür muss man noch nicht mal an den Nikolaus glauben!
Ein englischer Fußballkommentator zum Beispiel hat mangels zu kommentierender Fußballspiele die Zubereitung einer Lasagne durch seine Frau enthusiastisch kommentiert und das Ganze bei YouTube eingestellt. Auch eine schöne Strategie ist es, seinen Liebsten simple, kurze Witze auf die Pausen-Banane zu schreiben. Und mein Mann hat für seinen Chor, der sich derzeit nicht durch gemeinsames Singen gute Laune verschaffen kann, ein Wunschkonzert eingeführt, bei dem er täglich Wunschlieder der Chormitglieder aufnimmt und bei YouTube einstellt. Ich hörte auch von gemeinsamem Kochen und Geburtstagsfeiern per Skype, alles ziemlich schräg und wäre vor einiger Zeit undenkbar gewesen, aber tatsächlich sorgt auch diese Art von Verbindung für bessere Laune.
Ich denke, wir können immer versuchen, unseren Blick auf die schönen Dinge zu lenken und vielleicht auch mal richtig alberne Sachen ausprobieren, um zumindest zeitweise wieder Leichtigkeit zu spüren und innerlich loszulassen.
Also hier meine Tipps für gute Laune (nicht nur in Corona-Zeiten):
- Dankbarkeit kultivieren: Wenn wir uns bewusst machen, was es Schönes in unserem Leben gibt, was gut läuft, und diese Dinge schätzen und würdigen, dann rückt das die Perspektive oft wieder etwas gerade und erfüllt uns mit Freude. Man kann hierfür z.B. abends aufschreiben, was an diesem Tag besonders schön war und wofür man dankbar ist.
- Lächeln verschenken: Auch wenn wir Abstand halten müssen, können wir die Menschen, die wir treffen anlächeln. Oder Post-it-Zettel mit Smileys in der Wohnung hinkleben, damit wir uns erinnern zu lächeln (auch ganz für uns allein). Man kann die Post-it-Zettel natürlich auch irgendwo anders (Bäcker, Supermarkt, Tankstelle) hinkleben, sodass es anderen ein Lächeln schenkt...
- Selbstfürsorge: Gerade in schwierigen Zeiten sollten wir es uns selbst schön machen. Etwas Orangen-/Lavendel-Öl in die Duftlampe geben, ein duftendes Schaumbad nehmen, sich den teuren Lieblings-Tee gönnen - um es dann richtig zu genießen und sich daran zu erfreuen.
- Auftanken: Die Sonne scheint gerade so herrlich, als ob sie noch nie vom Corona-Virus gehört hätte. Wenn wir uns in die Sonne legen und uns vorstellen, unser Bauch wäre eine Solarzelle, die in der angenehmen Wärme unsere leeren Speicher mit neuer Energie füllt, ist das ein tolles Gefühl! Probiert es mal aus.
- Verrückte Dinge tun: Darin bin ich Weltmeister! Wenn wir Dinge tun, die "man eigentlich nicht macht", dann fühlt sich das herrlich an. Einfach mal mehrere Runden im Verkehrskreisel drehen ist schräg, bringt aber gute Laune. Oder Wackelpudding in Gummihandschuhe füllen und nach dem Festwerden den Handschuh vorsichtig aufschneiden und entfernen (dann hat man eine wunderbar glibbrige Wackelhand zum Essen)
- Yoga üben (natürlich!!!): Yoga hilft, uns selbst und unseren Körper besser zu spüren, lässt die Gedanken zur Ruhe kommen und schenkt innere Ruhe. Und gerade wenn wir uns körperlich richtig anstrengen (und das gilt nicht nur im Yoga), ist die Entspannung hinterher einfach unglaublich schön, und wir fühlen uns gut!
Lassen wir in unserem Inneren ein Lächeln entstehen, das sich vom Herzen her ausbreitet. Wie das Weihnachtslied schon sagt: Lasst uns froh und munter sein, und uns recht von Herzen freu'n!
Wo bitte geht's zum Wunderland?
Der schlaue Herr Einstein sagte einmal sowas Ähnliches wie, dass man das Leben auf zwei Arten leben kann: So, als wäre nichts ein Wunder oder so, als wäre alles eines. Was ich wunderschön finde. Wer träumt nicht von einem Leben voller Glückseligkeit? Allerdings ist es eine ganz andere Sache, das Wunder zu sehen, wenn Mülleimer und Spülmaschine voll sind und man schon spät dran ist mit dem Essen - jedenfalls bei mir.
Wie also finden wir zu einer inneren Haltung, die uns zufrieden, staunend, freundlich und voller Liebe durch den Tag gehen lässt? Geht das überhaupt, oder müssen wir dafür den halben Tag meditierend auf dem Boden sitzen?
Ich glaube, dass die Freude, die wir in unserem Leben fühlen, abhängig von unserer inneren Ausrichtung ist. Ebenso wie die Nadel beim Kompass immer Richtung Norden zeigt und uns so den richtigen (äußeren) Weg finden lässt, können wir unsere Aufmerksamkeit auf unseren inneren Nordpol richten, um unserem Wunderland näher zu kommen.
Bei den körperlichen Yoga-Übungen schauen wir, dass in der Katze die Handgelenke unter den Schultergelenken sowie die Kniegelenke unter den Hüftgelenken platziert sind. Im herabschauenden Hund schieben wir das Steißbein hoch in Richtung Decke und die Handflächen und Finger fest nach unten in die Matte hinein. Eine gute Ausrichtung gibt uns deutlich mehr Stabilität, hilft bei der Aufrichtung und bietet einen Schutz für unsere Gelenke. Und wenn wir nicht selbst daran denken, gibt es jemanden, der uns freundlich daran erinnert (in den Yogastunden übernehme ich das meist 😉).
Diese Achtsamkeit in Bezug auf unsere Ausrichtung können wir wunderbar in unseren Alltag übertragen, denn auch (bzw. gerade) im täglichen Leben sollten wir auf eine gute Ausrichtung achten - und zwar auf unsere innere Ausrichtung, die wir genauso achtsam schulen können wie die präzise Ausrichtung unseres Körpers bei den Asanas. Leider gibt es hier niemanden außer uns selbst, der uns daran erinnert, worauf wir achten sollten. Und so kommt es, dass wir uns im Alltag ziemlich oft falsch ausrichten und dann Dinge mit einem inneren Widerstand erledigen. Wenn wir zum Beispiel spät dran sind mit dem Kochen und gerade dann die Spülmaschine nicht eingeräumt ist, weshalb in der Küche zum Kochen kein Platz ist. Wir müssen also zuerst die Spülmaschine einräumen, bevor wir kochen können, und dabei ärgern wir uns ganz wunderbar vor uns hin. Dann ist auch noch der Mülleimer voll, wir ärgern uns weiter, weil sich kein Anderer darum gekümmert hat und wir "alles selbst machen müssen". Nicht selten ärgern wir uns auch über unsere Mitbewohner/Familie, die sich weder um den Müll noch um die Spülmaschine gekümmert haben und geben ihnen die Schuld an unserem Ärger. Wir kommen in eine negative Energie, die Spirale dreht sich immer weiter, und am Ende macht das Kochen keinen Spaß und die negative Energie überträgt sich auf unsere Familie. Und selbst das Essen schmeckt nicht ganz so köstlich, weil wir es mit negativer Energie zubereitet haben.
Der Trick liegt, glaube ich, im Innehalten - und zwar bevor die automatisierten Abläufe in Gang kommen. Innehalten verschafft uns den Raum, in dem wir uns neu ausrichten können.
Wenn wir achtsam sind und auf unsere innere Ausrichtung achten, können wir Dinge mit Freude und Leichtigkeit erledigen. Wenn wir etwas tun müssen, dann sollten wir es ohne Ärger und Widerstand tun. Ganz im Sinne des Karma-Yoga (Yoga der Tat), das uns ermutigt, das was wir ohnehin tun müssen auch zu wollen und so in unserem inneren Flow zu bleiben. Wie bei den körperlichen Yoga-Übungen sind wir dann völlig präsent im gegenwärtigen Augenblick bei unserer momentanen Handlung. Wir sind beim Ausräumen der Spülmaschine nicht gedanklich schon beim Kochen und beim Kochen nicht schon beim Essen. Wir achten auf unsere (innere) Ausrichtung, was uns Stabilität, Kraft und Schutz gibt, weil wir in einer positiven Energie bleiben.
Lasst uns öfter einen Blick auf unseren inneren Kompass werfen und anderen zeigen, dass es unsere Wunderländer wirklich gibt.
Die Fastenzeit und das "Leiden light"
In zwei Tagen ist es wieder soweit: Die Fastenzeit beginnt. Und eigentlich wollte ich das ja nochmal ausprobieren. Letztes Jahr habe ich während der Fastenzeit auf Alkohol, Kaffee und schwarzen/grünen Tee verzichtet. Das hat eigentlich gut geklappt, hatte nur leider nicht den positiven Effekt, den ich mir davon versprochen hatte (mich klarer und gesünder zu fühlen durch Entgiftung), da ich mir gleichzeitig eine Gürtelrose eingefangen hatte, durch die ich mich alles andere als gesund gefühlt habe. Deshalb wollte ich es eigentlich nochmal ausprobieren, diesmal ohne Gürtelrose.
Allerdings, wenn ich mein Leben aktuell so betrachte, gab es schon mal "leichtere Zeiten". Manchmal zeigt einem das Leben eben die eigenen Grenzen auf und zwingt einen dazu, einen Gang runterzuschalten. Zu vieles kommt zusammen, und man möchte in einen niedrigeren Gang schalten (oder "vorspulen", wie mein Mann gerne sagt) aber man findet die Kupplung nicht (oder die Vorspul-Taste). Jedenfalls frage ich mich, ob es klug ist, in einer schwierigen Lebensphase eine Fastenzeit einzulegen (die ja einen Mangel erzeugen soll).
Wikipedia sagt zum Thema "Fastenzeit":
"...geht es um das Aufbrechen eigener Gewohnheiten, dem Verzicht auf liebgewonnene Gewohnheiten wie gut essen, rauchen, Alkohol trinken oder fernsehen."
Und während ich noch mit mir diskutiere, ob mir der Verzicht auf meinen morgendlichen Kaffee, den mittäglichen Grüntee und den abendlichen Rotwein aktuell wirklich guttäte, oder ob dieser maßvolle Genuss nicht sogar gesundheitsförderlich ist, wirft eine Kollegin die Idee in den Raum, man könne ja in der Fastenzeit auch wöchentlich wechselnd auf eine andere liebgewonnene Gewohnheit verzichten. Das klingt jedenfalls erstmal weniger heftig - also quasi "Leiden light". 2 Tage bis Aschermittwoch habe ich ja noch für meine Entscheidung.
Vielleicht werde ich fast fasten...
Selbstfürsorge - Mach Dein Leben zum Ponyhof 😊
Kennt Ihr das auch? Manchmal fühlt sich alles so schwer an. Ich bin müde und abgekämpft, überfordert vom komplizierten Zeitmanagement zwischen Job(s) und Freizeit, viel zu abhängig von den Stimmungen meiner Mitmenschen und viel zu wenig bei mir selbst. Also stelle ich mir die Frage, was ich tun kann, um besser für mich selbst zu sorgen.
Und dabei geht es nicht darum, mir kurze schöne Momente zu schaffen, um mich vom Alltag zu erholen oder mich von Urlaub zu Urlaub zu hangeln und die Zeit dazwischen irgendwie "rumzukriegen". Es geht darum, jeden einzelnen Tag - mein ganzes Leben - so zu gestalten und so zu leben, dass es mir gefällt und mir gut tut.
Natürlich tut es auch mal gut, sich nach Feierabend mit einem Film auf der Couch und der Chips-Tüte in der Hand zu belohnen oder sich im duftenden Schaumbad zu entspannen. Allerdings heißt Selbstfürsorge eben auch, das eigene Leben aktiv so zu gestalten, dass es für Dich schön ist, also auf Dich selbst zu achten. Und das ist nicht immer leicht, denn unterm Strich heißt Selbstfürsorge auch gleichzeitig, es den Anderen manchmal nicht recht zu machen. Wenn wir uns gut um uns selbst kümmern und unsere eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund stellen, müssen wir aushalten können, dass unser Umfeld vielleicht enttäuscht oder sogar ärgerlich reagiert. Wenn man zum Beispiel seinen Job kündigt und die Kollegen im Stich lässt, um seinen eigenen Weg zu verfolgen. Wenn man nicht allem und jedem zusagt, weil man mehr Zeit für sich selbst braucht. Wenn man Familienmitglieder zum Geburtstag nicht einlädt, weil die Beziehungen teils eher oberflächlich sind und man stattdessen lieber enge Freunde um sich hat. Wenn man sich krankschreiben lässt, um erst einmal gesund zu werden, auch wenn man eigentlich gebraucht wird im Job.
Und gerade diese unbequeme Art der Selbstfürsorge, die uns manchmal Widerstand von außen bringt, bewirkt letzten Endes, dass wir so gemocht werden, wie wir wirklich sind. Ohne Verstellen, ohne Anstrengung und Verbiegen. Ist das nicht eine herrliche Belohnung?
Wenn Du Dein Leben nicht magst, so wie es zwischen zwei Urlauben ist, dann solltest Du mehr Selbstfürsorge betreiben. Denn es nutzt rein gar nichts, über den stressigen Job oder die vielen Verabredungen und Termine zu jammern. Es liegt ganz an uns selbst, denn wenn wir nicht selbst für uns sorgen, tut es keiner. Auch wenn es zunächst schwer ist, auf diese aktive Weise gut für sich selbst zu sorgen, lohnt es sich am Ende. Denn nur wenn Du nicht einfach abtauchst (vor dem Fernseher), sondern eintauchst (in Dich selbst), kann Du am Ende auftauchen, von innen strahlen und der Welt sagen:
"Mein Leben fühlt sich gut an. Mein Leben ist ein Ponyhof!"
Besser 3 Minuten als gar nicht...
Schon drei Minuten reichen aus, um abzuschalten. Ich möchte Euch heute die 3-Minuten-Meditation der Meditationslehrerin Ursula Lyon vorstellen. Die kurze "Bestandsaufnahme" bewirkt, dass wir uns selbst nah und verbunden bleiben. Wir gewinnen etwas Abstand und signalisieren unserem Kopf und dem Nervensystem, dass wir uns mal eben vom Stress verabschieden.
Außerdem bringen wir durch regelmäßige Meditation (auch wenn sie kurz ist) unser vegetatives Nervensystem in einen ausgeglichenen Zustand. Beim Meditieren kommt neben dem Sympathikus ("Stress-Nerv"), der während unseres Alltags meist ohnehin schon sehr überwiegt, auch der Parasympathikus ("Ruhe-Nerv") zum Zug. Durch diesen wichtigen Ausgleich ermöglichen wir unserem Immunsystem, zu funktionieren und können Krankheiten abwehren und heilen.
Fang ohne Bedenken mit nur 3 Minuten täglich an. Es geht hauptsächlich darum, durch Regelmäßichkeit eine neue Gewohnheit zu erschaffen.
Anleitung:
Such Dir einen ruhigen Platz und starte Deine Meditations-App (z.B. "Die Achtsamkeit") oder einen Kurzzeitmesser mit einer Gesamtdauer von 3 Minuten. Idealerweise ertönt nach jeder vollen Minute ein Gong (was bei der App der Fall ist). Die 3-Minuten-Meditation umfasst drei Phasen von je einer Minute. Die Fragestellung für jede einzelne Minute ist gleichzeitig die Übungsanleitung.
In der ersten Phase schließe Deine Augen und frage Dich: "Wie geht es mir jetzt?".
Nach dem ersten Gong (also in der zweiten Phase) beginnst Du, Deine Atemzüge zu zählen. Versuch einfach mitzuzählen (...einatmen... 1 ...ausatmen... 2 ...einatmen... 3 ...ausatmen... 4 ...) ohne Deinen Atem zu beeinflussen. Beobachte einfach das ruhige Kommen und Gehen des Atems und zähle die Atemzüge.
Nach dem zweiten Gong (in der dritten und letzten Phase) entspanne Deinen Atem. Lass ihn weit und frei werden und spüre ganz genau, wie sich das anfühlt.
Nach dem Schlussgong bzw. nach den 3 Minuten bedanke Dich bei Dir selbst dafür, dass Du Dir diese kostbare Auszeit geschenkt hast.
Ich persönlich habe eine "Meditations-Challenge" begonnen! Überraschenderweise habe ich das nicht als Neujahrs-Vorsatz, sondern schon Ende des letzten Jahres begonnen, denn wenn ich eine gute Idee für eine neue Gewohnheit habe, warum sollte ich dann nicht JETZT damit beginnen, diese umzusetzen? Ich habe mir vorgenommen, jeden Tag - egal, was kommt - egal, wie stressig es ist - egal wie wenig Zeit ich habe - egal, wie ich mich fühle - jeden Tag MINDESTENS 3 MINUTEN zu meditieren. Wenn es geht, dann möchte ich gerne länger mit mir selbst in Ruhe und Frieden sitzen, aber diese 3 Minuten müssen unbedingt sein - JEDEN TAG!
Natürlich fällt es auch mir nicht immer leicht, die Zeit zu finden für die Dinge, die mir doch eigentlich so unglaublich gut tun. Manchmal muss man sich zu seinem Glück zwingen lassen, oder sich selbst zwingen. An dieser alten Weisheit ist tatsächlich etwas dran. Also übe ich mich seit Dezember im regelmäßigen Meditieren. Und wenn Ihr neugierig seid, wie es sich anfühlt, oder wenn Ihr es vielleicht auch probiert und Euch mit mir darüber austauchen möchtet, dann sprecht mich gerne in meinen Yoga-Stunden darauf an oder schreibt mir eine Mail - um Euch zu einer Schnupperstunde anzumelden 😉
Gewaltfreiheit
Yoga ist eine rund 5000 Jahre alte indische Philosophie und ein praktisches Übungssystem. Neben den körperlichen Übungen, die mein Mann auch schon mal "indisches Turnen" nennt, beeinhaltet Yoga mentale Übungen, Meditationen und lebensphilosophische Anleitungen. Eine der 5 "Yamas" (die ethischen Prinzipien des Yogas) ist Gewaltlosigkeit, auf Sanskrit "Ahimsa". Gemeint ist damit, dass wir versuchen, Gewalt gegenüber anderen Menschen und uns selbst zu vermeiden, es bezieht aber letztlich auch Tiere und die Umwelt mit ein.
Mich fasziniert immer wieder, dass diese ethischen Regeln auch in nahezu allen Religionen auf die eine oder andere Weise zu finden sind. Irgendwie gilt wohl übertragen auch hier "alle Wege führen nach Rom". Yoga ist nur einer dieser Wege, der uns aber so ganz nebenbei auch noch geistig und körperlich gesünder erhält. 😊
Ein meiner Meinung nach sehr interessanter Ansatz, um uns im Alltag gewaltfrei(er) zu bewegen, ist die "Gewaltfreie Kommunikation" nach Marshall Rosenberg. Deshalb stelle ich diese Technik auch in meinem Yoga-Unterricht vor. Ganz grob geht es dabei darum, im Kontakt mit Anderen auf die eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu achten und diese in Ich-Botschaften mitzuteilen, anstatt das jeweilige Gegenüber für unser Wohlbefinden verantwortlich zu machen. In den allermeisten Fällen bekomme ich auf die Frage "Wie fühlst Du Dich?" die Antworten "gut" oder "schlecht" oder irgendwas dazwischen. Dabei hatte ich doch gefragt, welche Gefühle mein/e Gesprächspartner/in hat und nicht, wie er/sie die Gefühle bewertet. Es ist auch überhaupt nicht hilfreich, Gefühle zu bewerten. Besser ist es, sie erst einmal wertfrei wahrzunehmen und dann zu schauen, welche Befürfnisse bei uns eigentlich dahinter stehen. Und wenn wir das herausgefunden haben und es dann mitteilen, hat das Gegenüber überhaupt erst eine Chance, darauf einzugehen.
Wir haben in unseren Kommunikationsstilen Eigenheiten entwickelt, die verhindern, dass wir uns selbst besser spüren, und die außerdem häufig Gesprächspartner provozieren und manipulieren. Auch das ist eine Form der Gewalt. Rosenberg spricht in diesem Zusammenhang von Wolfs- bzw. Giraffensprache. Wenn wir in unserem Alltag um Harmonie bemüht sind, ist der Überblick der Giraffe der ständigen Gewaltbereitschaft des Wolfs sicher vorzuziehen.
Wir müssen diese Dinge nicht plötzlich können oder in einem bestimmten Zeitraum zwanghaft lernen. Auch dieser Druck wäre gewaltsam. Aber ich wünsche mir, dass wir hinschauen, hinspüren, und zulassen, dass wir uns deshalb in unserem individuellen Tempo ganz behutsam verändern. Und unsere kleinen Veränderungen (bei unseren Körper- und Entspannungs-Übungen, aber eben auch bei der Gewaltfreiheit) machen uns und damit anderen Freude.
Vom Innehalten...
Innehalten ist einer meiner absoluten Lieblings-Begriffe geworden. Aber nehmen wir den Begriff doch erst mal genauer unter die Lupe:
Bei Yoga-Wiki (jaaaaaaa, das gibt es tatsächlich) steht geschrieben: Innehalten ist ein altmodischer Begriff für Entspannung, Ruhe, ein Pendeln von Balance. Und das stimmt: Wenn ich innehalte, kann ich für einen Moment meine Zeit anhalten und diese kurze Pause nutzen, um mich zu spüren, tief durchzuatmen, mich zu beruhigen, zu fokussieren, zu reflektieren. Ach, was für herrliche Dinge man in so kurzer Zeit tun kann. 😊
Aber ganz im Ernst: Es ist die absolut fantastische Chance, den Autopiloten, der nur allzu oft die Kontrolle über unser Verhalten und sogar über unsere Gefühle übernimmt, auszuschalten und wieder selbst über uns zu bestimmen. Und wer könnte uns wohl besser durchs Leben bringen, als wir selbst, wenn wir wirklich bei uns sind, und Körper, Geist und Seele in Balance zusammen bringen?
Vor ein paar Tagen habe ich mich in meiner Mittagspause kurz auf eine einsame Bank hinter dem Firmengelände zurückgezogen. Ich hatte eine Tasse Tee dabei und ein Yogabuch, welches ich unbedingt schon längst gelesen haben wollte. Nun saß ich da auf der Bank und hatte eigentlich eine klare Aufgabe vor mir: Endlich das Yogabuch lesen und die Pause gut ausnutzen... effektiv sein. Irgendwie hat sich das aber gerade gar nicht gut angefühlt. Den ganzen Arbeitstag über jagt eine Aufgabe die nächste, ein Problem folgt dem anderen, das Telefon klingelt unablässig... Also hielt ich jetzt kurz inne. Ich legte das Buch neben mir auf der Bank ab. Ich nahm meine Teetasse in beide Hände und saß ganz still, spürte in mich hinein. Ich schenkte mir ein inneres Lächeln und fragte mich liebevoll "Hallo. Wie geht es Dir? Wie fühlst Du Dich? Schön, dass Du da bist!" Und dann roch ich ganz bewusst an meinem Tee, nahm langsam einen Schluck aus meiner Teetasse, genoss den Geschmack auf meiner Zunge und schloss dabei die Augen. Dann schaute ich mich um, ich sah in der hitzekargen Wiese ein paar hübsch blühende Unkräuter. Eine Biene, die sich an den Blüten erfreute. Und über mir leuchtete der Himmel schön blau, und einige Wölkchen spielten Schäfchen dort oben. Für eine Weile sog ich all das Schöne in mich ein, tankte mich voll davon. Dann nahm ich meine leere Tasse und mein (noch immer ungelesenes) Buch und kehrte mit dem guten Gefühl an meinen Schreibtisch zurück, dass ich meine Pause sehr effektiv genutzt hatte, da ich kurz innegehalten und mich kurz aus dem Alltags-Wahnsinn ausgeklinkt hatte. Ich hatte etwas viel Sinnvolleres getan - etwas für MICH 😊
Ein kurzer Moment des Innehaltens erlaubt uns:
- In Stress-Situationen nicht den Überblick zu verlieren. Wenn man einmal tief durchgeatmet und sich kurz gesammelt hat, kann man Probleme meist etwas objektiver betrachten und besser eine Lösung finden.
- Die schönen Dinge des Lebens nicht zu übersehen. Erst wenn wir unsere Umwelt bewusst wahrnehmen (sehen, riechen, hören, schmecken, fühlen und spüren), können wir uns daran freuen und dieses Glück voller Demut und in Dankbarkeit annehmen.
- Eigentlich immer und überall können wir in einem kurzen Moment des Innehaltens Kontakt zu uns selbst aufnehmen. Erst wenn wir uns die Zeit nehmen, hinzuschauen und zu spüren, was in uns vorgeht, wer wir eigentlich sind, was unser Herz zum Singen bringt und uns glücklich macht, sind wir bereit für ein selbstbestimmteres und freieres Leben.
- Momente es Innehaltens können wir aber auch nutzen, um nicht nur Kontakt zu uns selbst aufzunehmen, sondern ganz bewusst Kontakt zu unseren Mitmenschen aufzunehmen. Manchmal versuche ich, Augenkontakt zu fremden Menschen auf der Straße herzustellen und Ihnen ein Lächeln zu entlocken. Es ist (leider) oft ziemlich frustrierend (So viele Menschen sind völlig von der Welt abgeschottet und nur mit ihren Problemen beschäftigt.), aber wenn es gelingt, ist es jede Mühe wert!
- Und wenn Dein Kind Dich mal wieder nervt, weil es Deine Aufmerksamkeit möchte und Dich darum immer und immer wieder bei Deiner momentanen Tätigkeit stört, dann überlege Dir, ob es nicht viel besser wäre, für einen Moment innezuhalten, um Deinem Kind wirklich und mit voller Aufmerksamkeit in die Augen zu sehen und es in den Arm zu nehmen, bevor ihr beide Euch dann wieder Euren Tätigkeiten widmet.
Es sind wenige Minuten (manchmal genügen schon wenige Sekunden) des Innehaltens, die so unglaublich viel bewirken und verändern können. Versuch es einfach mal:
- nimm Dir im Alltag zwischendurch immer mal einen kleinen Moment für Dich selbst. Atme tief durch, schließe kurz die Augen, wenn Du magst. Dann spür in Dich hinein und nimm wahr, wie Du Dich fühlst.
- Bleib im Trubel der Stadt, im Gedränge des Supermarktes oder in der Hetze zwischen Meeting und "Mahlzeit" einfach kurz stehen. Sei bei Dir selbst - und wenn es nur für einen winzig kurzen Moment ist - und spüre die innere Ruhe, während alles andere einfach an Dir vorbeiströmt.
- Nutze die Phase des kurzen Innehaltens nach jeder Yoga-Übung, sowie das längere Nachspüren am Ende der Yogastunde (Schlussentspannung), um Veränderungen in Deinem Körper oder bei Deinen Gefühlen wahrzunehmen und zu spüren, wie Dein Üben seine Wirkung entfaltet.
Probier es aus! Und wenn Du magst, halte kurz inne und schreib mir gerne Deine Erfahrungen damit (kontakt@ulrike-ferber.de) oder erzähl mir bei einer Tasse Tee nach der Yoga-Stunde davon! 😊
Ein kurzes Innehalten kann den Verlauf eines ganzen Tages verändern.
Unglaublich aber wahr: Ich blogge 😊
Eigentlich wollte ich nur Yoga unterrichten. Andere teilhaben lassen an dem tollen Körpergefühl, ein paar Atemübungen und Entspannungsübungen weitergeben... Dann kam mein Umzug nach Schwetzingen und die Idee, neben meiner Yoga-Gruppe in Seeheim (unter dem Dach des TV Jugenheim) hier eigene Yoga-Gruppen ins Leben zu rufen. Zunächst dachte ich "Das wird nix", weil mein Yoga-Stil eher bodenständig ist. Ich singe keine indischen Götter an und glaube nicht an Energie-Schlangen, die im Körper schlummern und geweckt werden müssen. Aber genau das unterscheidet meinen Yoga-Unterricht von anderen. Mein Yoga ist bodenständig und alltagstauglich. Ich liebe die körperlichen Übungen, die einfach gut tun. Ich liebe die Yoga-Philosophie, die einem manches Mal die Augen öffnet und neue Wege aufzeigt. Aber auch jene Elemente, die mit indischen Göttern und Energie-Schlangen im Körper zu tun haben, stelle ich in meinen Stunden gerne mal vor oder lasse die Gruppe dazu etwas ausprobieren.
Ich kann mich gut erinnern, als ich damals selbst als Yoga-Schülerin zum ersten Mal gesagt bekam, wir sollten jetzt durch die rechte Handfläche einatmen und durch die linke Fußsohle ausatmen. Ich hielt das für unmöglich, was es rein physikalisch natürlich auch ist. Dennoch habe ich mich darauf eingelassen und es versucht. Und tatsächlich konnte ich mir vorstellen, dass der Atem quer durch meinen Körper fließt und mich mit Energie versorgt. Es hat sich gut angefühlt. Unsere Wahrnehmung hat eben weit mehr mit Gefühlen zu tun als mit Physik.
Bei allem, was mir im Yoga begegnet, bin ich offen und probiere Dinge aus. Manches mag ich, manches nicht. Manches mag ich zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht, und wenn ich es zu einem anderen, späteren Zeitpunkt nochmal versuche, fühlt es sich plötzlich gut an. (Na gut, manchmal mag ich es später immer noch nicht 😉)
Genau das möchte ich in meinem Yoga-Unterricht vermitteln: Seid offen für Neues, probiert Dinge mit Leichtigkeit aus und entscheidet dann für Euch selbst, was Euch zusagt und was nicht. Und gebt Euch die Chance, Euch zu verändern. Was wir jetzt gerade mögen, kann sich später merkwürdig anfühlen - und umgekehrt.
Alles ist im Fluss. Alles ist Veränderung.
"Es gehört oft mehr Mut dazu, seine Meinung zu ändern,
als ihr treu zu bleiben."
Friedrich Hebbel - Deutscher Dramatiker